Warum die Wunde offen bleibt
Filmvorführung & Gespräch mit Marika Schmiedt
„Warum die Wunde offen bleibt“ beschäftigt sich mit der Aufarbeitung des Holocausts an Roma und Sinti durch die sogenannte „2.“ und „3. Generation“.
Im Mittelpunkt des Films stehen Interviews bzw. Gespräche mit drei beeindruckenden Frauen: Anna Gleirscher-Entner arbeitet seit vielen Jahren als psychosoziale Beraterin und hat ein Sachbuch mit dem Titel „Das Unaussprechliche in der psychosozialen Beratung von Sinti und Roma“ verfasst. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist von ihrer Biografie – sie ist als elftes Kind in einer Sinti-Familie aufgewachsen – nicht trennbar. Die Erfahrungen, das Schweigen über den Holocaust, die Vertreibung und Ermordung von Familienmitgliedern, führten sie schlussendlich zu dem „Tabubruch“, öffentlich über kollektive und individuelle Traumata zu reden, zu publizieren. Elisabeth Brainin, eine Psychiaterin und Psychoanalytikerin, berichtet über psychologische Hintergründe der sogenannten Mehrheitsgesellschaft, die den Nationalsozialismus und seine Implikationen gerne als Schlussstrichthema betrachtet. Das Nicht-Anerkennen und das fehlende Bewusstsein über Roma und Sinti als Opfergruppe des NS-Regimes führen zu einer erneuten Viktimisierung.
Genau diesen Mechanismen gilt es aber zu entkommen, vielleicht auch um (kämpferische, künstlerische, politische) Allianzen innerhalb einer heterogenen Gesellschaft auf gleichwertiger Ebene eingehen zu können. Im Gespräch mit der Schriftstellerin und Aktivistin Simone Schönett erfahren wir vom Verdecken, Verstecken und von Assimilation. Die Schriftstellerin schreibt dagegen an, fühlt sich aber oft alleine mit ihrer Einstellung, dass man „die Hand, die füttert, auch beißen darf“. Auf die von diversen Klischees geprägten Romabilder fallen nämlich auch die offiziellen VertreterInnen herein, sie würden als „Vorzeigeroma“ mit diesen Klischees agieren und so eine fundierte und effiziente Romapolitik, die die Gesamtgesellschaft erreichen muss, verunmöglichen. Marika Schmiedt macht die „offene Wunde“ auch als ihre persönliche begreifbar: Mit dem Beispiel der Ablehnung und Bekämpfung ihrer künstlerischen Interventionen gegen romafeindliche Politik.
Marika Schmiedt ist Künstlerin und Aktivistin in Wien. Seit 1999 recherchiert sie zur Verfolgung von Roma und Sinti in Vergangenheit und Gegenwart. Die Auseinandersetzung mit der Situation der Roma vor und nach 1945 bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.
Eine Kooperation zwischen RomaRespekt und der Gruppe gegen Antiromaismus. Gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.