Von weiblichen Opfermythen. Deutsche Frauenbewegungen und Antisemitismus
Vortrag von Ljiljana Radonic eine Veranstaltung von e*vibes
Haben Frauen dasselbe Bedürfnis wie Männer, unerlaubte Regungen auf “Sündenböcke” zu projizieren oder sind sie zu aggressivem Verhalten und Antisemitismus gar nicht fähig? Sind Frauen tatsächlich das “friedfertige Geschlecht” wie M. Mitscherlich behauptet?
Jahrzehntelang hat die “neue Frauenbewegung” ein unschuldiges Bild von “der Frau” im NS gezeichnet, was nicht selten zu einer den Holocaust verharmlosenden Argumentation führt(e). Entgegen der Tatsache, dass Frauen als KZ-Aufseherinnen oder Denunziantinnen an der antisemitischen Ausgrenzung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden begeistert mitwirkten, werden sie in feministischen Schriften oft auch als auf die Mutterrolle reduzierte “Gebärmaschinen” dargestellt – ein feministischer Fall von Täter(innen)-Opfer-Umkehr.
Ist dem feministischen Opfermythos seine Grundlage entzogen, so lässt sich auf Basis einer kritischen Theorie des Antisemitismus die Frage stellen, ob der Antisemitismus bei Frauen und Männern die gleichen Bedürfnisse befriedigt, oder ob entsprechend der verschiedenen Geschlechterrollen unterschiedliche Inhalte projiziert werden.
Ljiljana Radonic forscht derzeit über den “Zweiten Weltkrieg in postsozialistischen Gedenkmuseen” und ist Lehrbeauftragte am Wiener Institut für Politikwissenschaft.