Die Arbeit nieder! Luxus für alle! Eine Kritik des Arbeitsfetischismus
Der Papst verkündet, die Arbeit trage dazu bei, „Gott und den anderen näher zu sein.“ Bei der NPD firmiert „Arbeit“ noch vor „Familie“ und „Vaterland“ und linke Gruppen drohen ihren Gegnern in ihren abgehalfterten Demosprüchen an, sie „in die Produktion“ zu schicken und klammern sich an die Sklavenparole „Die Arbeit hoch!“. Statt für die Bedingungen der Möglichkeit individueller Freiheit und gesellschaftlicher Autonomie zu streiten, für eine Art produktiven Müßiggang, sucht man in der Schinderei der Arbeit Erfüllung – und findet sie womöglich auch noch.
Schon Hitler proklamierte in „Mein Kampf“ „den Sieg des Gedankens der schaffenden Arbeit, die selbst ewig antisemitisch war und antisemitisch sein wird.“ Diese Ideologie setzte sich fort bis in die Toraufschriften der nationalsozialistischen der Vernichtungslager. In der Huldigung des Prinzips der Arbeit finden rechts und links, sozialdemokratischer Etatismus und liberaler Verwertungswahn zueinander. Ob linke Globalisierungsgegner, christliche Sozialethiker oder faschistische Produktivitätsfanatiker: Helfershelfer bei der Rettung der Arbeit soll der Staat sein, der den zügellosen, nicht dingfest zu machenden Marktkräften den Betrug an der „ehrlichen Arbeit“ verunmöglichen soll: Kein Arbeitsfetischismus ohne Staatsfetischismus.
Wir haben Stephan Grigat aus Wien zu Gast. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und engagiert sich bei Café Critique. Er ist Autor von „Fetisch und Freiheit. Über die Rezeption der Marxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staat und Kapital und die Kritik des Antisemitismus“ (ça ira 2007) sowie Herausgeber von „Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus“ (ça ira 2006).